Freitag, 25. März 2011

Inflation vs. Deflation (Teil II)


Colonel Ben Shalom Bernanke  ;-)

Wie es gemeinhin zu Inflation kommen kann verrät schon der Wortursprung inflare
(von lat.: das Sich-Aufblasen; das Auf-schwellen“): durch die Erhöhung der Geld-menge. Steigt in einem bestimmten Zeitraum die Geldmenge einer Volks-wirtschaft stärker als das Wirtschafts-wachstum der selben, dann sprechen wir von Inflation. Die Formel lautet:

               Veränderung der Geldmenge in % - Zu-/Abnahme BIP in % = Inflationsrate

Eine auf diesem Wege hergeleitete Inflationsrate von 10 % bedeutet, dass das bestehende Geld (welches bereits nicht werthaltig ist, siehe Aller Anfang ist gar nicht so schwer) um 10 % entwertet wird. Ein besonders anschauliches Beispiel liefert das Jahr 2007:


Geldmengenwachstum (M3) in Deutschland 2007: ca. 12 %
abzüglich Wirtschaftswachstum (BIP) in Deutschland 2007: ca. 2,2 %
ergibt eine Inflationsrate für das Jahr 2007 von ca. 9,8 %


Diese Zahl kommt der von dem Bauchgefühl der deutschen Bevölkerung vermuteten Inflationsrate doch schon um einiges näher. Oder ist es sogar der gesunde Menschenverstand, der die Leute eine solche Geldentwertung erahnen lässt? Die "Experten" des Statistischen Bundesamtes jedenfalls nennen diese Vermutung ganz charmant gefühlte Inflation. Ein schlechter Scherz!

Die offiziell ermittelte Inflationsrate (die eine schlecht bzw. willkürlich ermittelte Preissteigerungsrate ist) für das Jahr 2007 lag übrigens bei 2,2 %. Eine Beleidigung des menschlichen Verstands. Ähnlich verhält es sich mit der Aussage der Europäischen Zentralbank, deren Aufgabe es ist für Preisstabilität zu sorgen, "eine Preissteigerungsrate zwischen 1,6 % und 1,9 % sei anzustreben und volkswirtschaftlich gesund". Preisstabilität hätten wir bei einer Preissteigerungsrate von 0 %.

Nun stellen sich dem noch denkenden Teil der Bevölkerung doch folgende Fragen:
  • Warum wird uns in der Öffentlichkeit nicht der Zusammenhang von der Zu-/Abnahme der Geldmenge und dem Wirtschaftswachstum und dessen möglichen volkswirtschaftlichen Folgen erklärt?
  • Warum wird Inflation fälschlicherweise mit steigenden Preisen gleichgesetzt? Steigende Preise sind eine logische Folge von Inflation!
  • Warum wird die Preissteigerungsrate mit diversen statistischen Tricks (Gewichtung, Hedonische Methode) so niedrig wie möglich gehalten?
  • Warum wird die Preissteigerungsrate in der Öffentlichkeit fälschlicherweise als Inflationsrate bezeichnet?
  • Wer profitiert von einer zu niedrig ausgewiesenen Preissteigerungsrate?
  • Wer profitiert von Inflation?

Wieso, weshalb, warum? Da kann man nur drüber spekulieren. Gewinner und Verlierer lassen sich aber problemlos benennen:
Schuldner zählen in (stark) inflationären Zeiten klar zu den Gewinnern, da ihre Schuldenlast (stark) an Wert verliert. In der Summe gleich bleibende Schulden lassen sich durch "mehr Geld" (Inflation durch erhöhte Geldmenge) natürlich problemlos tilgen. Oft stechen hier Staaten in besonderem Maße hervor. Schuldentilgung durch Inflation lautet hier die Devise und konnte im letzten Jahrhundert unzählige Male, davon zweimal in Deutschland, beobachtet werden.
Dem gegenüber stehen die Gläubiger, klare Verlierer in inflationären Zeiten. Ihr verliehenes Geld zu einem bestimmten Zins wird in der Höhe entwertet, in der die Inflationsrate den Kreditzins übersteigt.

Übertragen auf den Kapitalmarkt lassen sich folgende Anlageklassen als Gewinner und Verlierer benennen:
Gewinner sind reale (Sach-)Werte. Das sind in erster Linie Rohstoffe (im besonderen Edelmetalle), aber auch Aktien und sonstige Unternehmensanteile. Diese Sachwerte verbriefen reale Werte, die gerade in Krisen-, sowie Inflationszeiten gefragt sind wie nie. Diesen Anlagen wohnt ein Wert inne, der durch  Arbeitskraft geschaffen wurde. Ebenso könnte man Immobilien hinzuzählen, auch wenn sich hier im Detail drüber streiten lässt.
Geldwerte, wie Inhaberschuldverschreibungen (im besonderen festverzinsliche Wertpapiere), hingegen werden "verlieren". Warum verlieren Geldwerte?

Exkurs:
Der "Wert" der Geldwerte (das Geld) ist kein Wert. Dem Geld wird nur ein vermeintlicher Wert zugesprochen, da man sich mit ihm vermeintlich "immer etwas kaufen kann". Heutiges (Schuld-)Geld, also bunte Papierzettel oder Bits & Bytes, können ohne weiteres durch Kreditvergabe erzeugt und in Umlauf gebracht werden. Hierfür muss nicht hart gearbeitet werden. Es entsteht von jetzt auf gleich und funktioniert nur aus einem einzigen Grund als Zahlungsmittel: es ist das Vertrauen der Allgemeinheit in unser Geld und in unser Geldsystem. Wenn der Bäcker um die Ecke dem Geld morgen nicht mehr vertraut und keine Euros als Zahlungsmittel akzeptiert (wozu er jedoch gesetzlich verpflichtet ist), dann bekomme ich keine Frühstücksbrötchen. Wobei.. Ich hätt ja noch ein paar Unzen Gold und Silber...

Zurück zum Thema:
Profiteure einer zu niedrig oder falsch ausgewiesenen Inflationsrate sind ganz klar Banken und Vermögens-/Fondsverwalter. Wenn die Kunden glauben, dass die Inflationsrate bei 3 Preozent liegt, dann finden die Kunden 4 Prozent Zinsen oder 6 Prozent Rendite total spitze. Hat man doch inflationsbereinigt 2 oder 4 Prozent verdient. Wenn der Kunde nur wüsste, dass die Inflationsrate bei 10 Prozent liegt...

Warum sollte also jemand an den offiziellen Zahlen zweifeln?