Montag, 21. März 2011

Aller Anfang ist gar nicht so schwer


Das gilt sowohl für den Start meines Blogs, als auch für das Verständnis des derzeitigen Geldsystems. Wenn, ja wenn man erstmal alle Nebelkerzen und Dogmen über Bord geworfen hat,  der gesunde Menschenverstand gebraucht und der Blick etwas geschärft und auf das Tatsächliche gerichtet wird...


Fiat lux!  -  Es werde Licht!
Die Geschäftsbanken der westlichen Industrienationen haben derzeit mit ihrem ehemals guten Ruf zu kämpfen. Viele Vorwürfe richten sich an die Praxis der Geschäftsbanken und deren Angestellten. Sie seien allesamt gierige Renditejäger und machen deshalb riskante Geschäfte, operieren dabei kaum mit Eigenkapital, hätten durch ihre Praxis die Finanzkrise 2008 ausgelöst und sowieso 'ne Menge Dreck am stecken.
Die Debatte über die Rolle der Geschäftsbanken in der Finanzkrise ist bestenfalls oberflächlich. Die tieferen, systembedingten Ursachen für Wirtschafts- und Finanzkrisen werden nicht diskutiert. Dieser Blog hat den Anspruch zumindest einen kleinen Teil dieser gewaltigen Informationslücke zu schließen.

Geld wird heutzutage grundsätzlich und ausschließlich gegen eine Schuld in gleicher Höhe durch Geschäfts- und Notenbanken (Zentralbanken) geschöpft. Geld entsteht im Kreditprozess durch eine sogenannte Bilanzverlängerung (Aktiv-Passiv-Mehrung) in der entsprechenden Bankbilanz. Aus diesem Grund nennt man das vorherrschende Geldsystem auch Schuldgeld-System und das Geld demzufolge Schuldgeld.
Noch geläufiger ist die Bezeichnung FIAT-Money. Der Begriff fiat (lateinisch "es werde") ist dem biblischen Schöpfungsmythos entlehnt, da sich Geld heutzutage nicht mehr von selbst unter Handel treibenden Menschen, also am Markt herausbildet (früher war das sog. Warengeld, z.B. Gold), sondern weil heute
1. von Regierungen per Gesetz bestimmt wird, was Geld ist (im Euroraum sind es auf Euro lautende Banknoten und Münzen, also Papiergeld) und
2. wie oben kurz angerissen Geld gegen Kredit quasi "aus dem Nichts" entsteht.

FIAT-Money oder Schuldgeld hat im Gegensatz zu Warengeld keine Deckung, keinen inneren Wert. Warengeld ist Geld, das seine Deckung durch den Wert erhält, aus dem es besteht. Ein American Silver Eagle (eine Unze Feinsilber in Münzform) wäre z.B. potentielles Warengeld. Wir wollen uns im Folgenden jedoch auf das viel spannendere FIAT-Money, also bunte Papierzettel; ein bisschen Kupfer, Nickel, Zink und Unmengen an Bits & Bytes konzentrieren.

Wie entsteht Geld und wie können es Banken quasi aus dem Nichts schöpfen? Wie bereits oben erwähnt, wird jeder Euro, Dollar, Yen, Yuan,  Schweizer Franken (und auch damals wurde jede gute alte D-Mark) durch den Kreditprozess geschaffen.
Beispiel: Wenn Sie bei der Geschäftsbank Ihres Vertrauens einen Kredit aufnehmen und Ihnen im Folgenden gegen Hinterlegung von Sicherheiten und einer verzinsten Rückzahlungsverpflichtung ein Guthaben auf Ihrem Konto eingetragen wird, dann erhalten Sie niemals Geld von anderen Sparern. Das Geld, welches Sie erhalten, wurde erst im Kreditgeschäft zwischen Ihnen und der Geschäftsbank geschöpft und hat vorher noch nicht existiert!
(Nachtrag: siehe Artikel Bundesbank beschreibt Geldschöpfung "aus dem Nichts")

Des Weiteren ist zwischen den beiden Geldarten Zentralbankgeld und Giralgeld zu unterscheiden. Zentralbankgeld wird von Notenbanken wie der Europäischen Zentralbank (EZB) oder der Federal Reserve Bank (FED) aus den Vereinigten Staaten - nach oben beschriebenem Muster - geschöpft. Zentralbankgeld besteht entweder als Guthaben der Geschäftsbank bei der jeweiligen Notenbank (die BLZ einer Geschäftsbank ist nichts anderes als die Kontonummer bei der jeweiligen nationalen Notenbank) oder als Geldschein bzw. Münze, also Bargeld. Es ist zu bemerken, dass ausschließlich Geschäftsbanken Kredit und somit Zentralbankgeld von der Notenbank erhalten, welches sie bei Bedarf an Kunden auszahlen können. Zentralbankgeld, also Bargeld ist gesetzliches Zahlungsmittel.

Giralgeld hingegen ist kein gesetzliches Zahlungsmittel. Dieser Umstand ist der Allgemeinheit kaum bekannt, da es keine Einschränkungen oder Unterschiede im allgemeinen Zahlungsverkehr und in der Qualität des Geldes zu geben scheint. Theoretisch müsste aber ein Anbieter/Verkäufer die Bezahlung mit Giralgeld (Zahlung per Überweisung, EC- oder Kreditkarte, etc.) nicht akzeptieren und könnte sie ablehnen, da es sich nicht um gesetzliches Zahlungsmittel handelt. Gesetzliches Zahlungsmittel hingegen muss vom Anbieter/Verkäufer angenommen werden. Siehe auch obigen Link "gesetzliches Zahlungsmittel".
Giralbankgeld entsteht einerseits im Kreditprozess unter Geschäftsbanken und andererseits im Kreditprozess zwischen Geschäftsbanken und Nichtbanken (privaten Haushalten, Unternehmen und Staaten).


Anmerkung: Einer der wenigen Lichtblicke in der Berichterstattung der Mainstreammedien ist ein Interview mit Prof. Dr. Franz Hörmann in der österreichischen Tageszeitung Der Standard vom 13.10.10 - "Banken erfinden Geld aus Luft" und folgender Filmbeitrag u.a. mit Hörmann in der 3sat-Reihe über:morgen:





Da die im Gesamtsystem vorhandenen Geldvermögen (fast) immer gleich den Geldschulden sind, ist folgender Umstand vielleicht irritierend, aber dennoch evident:

Bei Tilgung aller Schulden würde es kein Geld(-vermögen) mehr geben!




Auf den Seiten GRUNDLAGEN und VIDEOS werden weitere und tiefgründigere Grundlagen zum Geldsystem vermittelt. Die Filmbeiträge und Artikel erklären das Geheimnis um das Wesen des Geldes, die Geldschöpfung und die zwangsläufigen Konsequenzen dieses Systems sehr anschaulich und können nebst wirtschaftlichen auch etwaige gesellschaftlichen Folgen des derzeitigen Geldsystems aufzeigen.